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Bewegtes Ehrenamt - ein neues Angebot für bürgerschaftlich Engagierte

Gefangen in der Wohnung

Zunehmende Gebrechlichkeit, Entkräftung nach Krankheit oder eine Demenz führen dazu, dass nicht wenige ältere Menschen einen erheblichen Bewegungsmangel aufweisen. "Wir wissen, dass einige Patienten nach der Entlassung aus unserer Rehabilitationsklinik in ihrer Wohnung gefangen sind. Ohne Begleitung trauen sie sich nicht aus der Wohnung. Manchmal ist der Balkon die einzige Möglichkeit, frische Luft zu schnappen", berichtet die Oberärztin Kerstin Bühl von der Klinik für Geriatrische Rehabilitation am Robert-Bosch-Krankenhaus. "Um das Treppensteigen intensiv zu üben oder aber im Freien spazieren zu gehen bleibt meist keine Zeit, da die Krankenkassen die Rehabilitation zeitlich begrenzen. Oft ist der Aufenthalt beendet, bevor wir sicherstellen können, dass die Patienten zu Hause auch außerhalb der vier Wände mobil sind." Doch nicht nur Menschen, die einen Krankenhausaufenthalt hinter sich haben, sind betroffen.

Bestehende Strukturen nutzen

Es gibt viele Gründe, warum ältere Menschen nicht mehr in der Lage sind, die Wohnung zu verlassen und sich ausreichend zu bewegen. Dabei ist körperliche Aktivität sehr wichtig für ein gesundes Altern, auch bei gebrechlicheren älteren Menschen. "Wir haben sehr früh im Projekt überlegt, wie wir die Menschen erreichen können, die nur noch selten oder gar nicht mehr aus ihrer Wohnung kommen und sich nicht für Seniorensportgruppen gewinnen lassen", so Petra Benzinger. Durch Kontakte mit bürgerschaftlich Engagierten wurde deutlich, dass es in Reutlingen zahlreiche Bürger gibt, die genau diese Menschen immer wieder besuchen. Dieses Potential möchte das Projekt nun nutzen und die bürgerschaftlich engagierten Menschen in dem Thema „Bewegungsförderung“ schulen.

Alltägliche Bewegung fördern

Bislang suchte das Projekt „Schritt halten“ vor allem die Kooperation mit ÜbungsleiterInnen der Reutlinger Vereine und Verbände, die für ein Training mit Seniorensportgruppen geschult wurden. Nun möchten die MitarbieterInnen Besuchsdienste und PflegebegleiterInnen ansprechen, um ihnen Wege zu zeigen, wie sie ihre Besuche dafür nutzen können, gebrechlichere ältere Menschen zu aktivieren. Dabei soll es vor allem darum gehen, alltägliche Bewegung wie Treppensteigen oder kleine Spaziergänge anzuregen und sicher zu begleiten. "Es gibt aber auch eine Reihe von Übungen für Kraft und Gleichgewicht, die wir für das Eigentraining empfehlen und die auch für die Aktivierungen während solcher Besuche geeignet sein können", so die Physiotherapeutin Michaela Küpper. Dabei ist ihr aber wichtig zu betonen, dass bei solchen Besuchen keinesfalls die qualifizierte Arbeit eines Therapeuten ersetzt werden kann.

Schulungen für Ehrenamtliche

Durch die Ehrenamtsakademie verfügt Reutlingen über eine allgemein anerkannte Einrichtung, die für Schulungen von bürgerschaftlich Engagierten unterschiedlicher Einrichtungen und Institutionen offen steht. "Die Zusammenarbeit mit bürgerschaftlich Engagierten ist uns eine Herzensangelegenheit. Ich freue mich, dass nun das Angebot an Schulungen für diese Bürger sinnvoll erweitert wird", sagt Cornelia Karl von der Abteilung für Ältere der Stadt Reutlingen. Die Ehrenamtsakademie bietet somit ein ideales Dach für die Schulung, die im Herbst beginnen soll.

Die dabei gemachten Erfahrungen sollen dann genutzt werden, um dieses Konzept zur Schulung ehrenamtlich engagierter BürgerInnen weiter auszubauen. "Wir hoffen, dass es nicht bei dieser einmaligen Durchführung bleibt“, so Petra Benzinger. „Für eine Fortführung braucht es jedoch Partner, die das Konzept nach Projektende weiter umsetzen. Wir sind aber sicher, wir werden diese finden."

Kontakt

Anmerkung

Abteilung für Ältere der Stadt Reutlingen in Zusammenarbeit mit dem Projekt Schritt halten.