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Sturzprävention als Kassenleistung

Modellhafte Kooperation mit AOK und BoschBKK

Im letzten Rundbrief wurde bereits berichtet, was unter dem Otago-Trainingsprogramm zu verstehen ist. Nachdem in der Zwischenzeit 18 Therapeutinnen und Therapeuten geschult wurden, können Ärztinnen und Ärzte nun ab Mitte April geeigneten Patientinnen und Patienten eine Präventionsempfehlung "Otago“ ausstellen. Für Versicherte der AOK oder Bosch BKK übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Teilnahme. Hier erfahren Sie noch einmal Hintergründe zu dem Programm sowie praktische Hinweise zu seiner Durchführung in Reutlingen.

Was will das Otago-Programm?

Das Otago-Trainingsprogramm ist ein strukturiertes Behandlungsprogramm, welches auf den Erhalt der Selbständigkeit im Alter und die Reduktion von Stürzen abzielt. Innerhalb von fünf Hausbesuchen verteilt auf sechs Monate werden Patienten angeleitet, ein einfaches Übungsprogramm zur Steigerung von Balance und Kraft selbständig durchzuführen. Ziel ist es, dass die Teilnehmer die Übungen dreimal wöchentlich machen. Das Otago-Trainingsprogramm wurde in Neuseeland entwickelt und wird inzwischen in vielen Ländern sehr erfolgreich umgesetzt.

Wem kann Otago empfohlen werden?

Selbständig lebenden Senioren, die

  • zum Gehen einen Stock oder Rollator benötigen
  • Schwierigkeiten haben, ihre Wohnung alleine zu verlassen
  • im letzten Jahr mehr als einmal gestürzt sind.

Wem sollte Otago nicht empfohlen werden?

Sind ältere Menschen in ihrem funktionellen Zustand so stark eingeschränkt, dass Sie nicht mehr ohne Hilfe vom Stuhl aufstehen und ein paar Schritte gehen können, so ist eine Teilnahme am Programm nicht sinnvoll. Weil das selbständige Üben in diesem Fall nicht gefahrlos möglich ist, sollte eine klassische physiotherapeutische Behandlung verordnet werden.

Ist das selbständige Üben aufgrund kognitiver Einschränkungen nur bedingt möglich, so macht das Otago-Trainingsprogramm nur dann Sinn, wenn ein Angehöriger oder Bekannter bei den Hausbesuchen der Therapeuten anwesend ist, um in der Folge das Eigentraining zu unterstützen.

Wer kann Otago empfehlen?

Haus- und Fachärzte können eine Präventionsempfehlung ausstellen. In den kommenden Wochen werden diese über das genaue Vorgehen informiert werden. Das Budget wird durch die Verordnung nicht belastet.

Sicherlich ist es hilfreich, wenn Pflegedienste oder Therapeuten entsprechende Personen identifizieren und auf das Otago-Programm aufmerksam machen. Gerne können sie hierfür den Flyer nutzen, den Sie hier herunterladen können.

Wer führt Otago durch?

Nur PhysiotherapeutInnen, ErgotherapeutInnen und Sport- und GymnastiklehrerInnnen mit entsprechender Qualifikation haben eine entsprechende Vereinbarung mit den beteiligten Krankenkassen abgeschlossen. Den Krankenkassen liegen die entsprechenden Adressen vor.

Wo findet Otago statt?

Das Otago-Programm ist ein aufsuchendes Angebot, d.h. die Therapeutinnen und Therapeuten besuchen die älteren Menschen zu Hause bzw. nehmen in der Zwischenzeit telefonischen Kontakt auf.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Otago-Trainingsprogramm?

Das Otago-Programm gehört nicht zu den klassischen Kassenleistungen. Die AOK und die Bosch BKK haben sich aber entschlossen die Kosten für ihre Versicherten zu übernehmen, wenn der Arzt eine Präventionsempfehlung „Otago“ ausgestellt hat.

Ist Otago nur für Reutlinger Bürgerinnen und Bürger verschreibbar?

Prinzipiell nicht. Allerdings gibt es nur wenige Therapeuten aus anderen Kommunen, die an der Schulung teilgenommen haben. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, sollten zunächst v. a. Reutlinger Senioren, die bei der AOK oder BoschBKK versichert sind, angesprochen werden.

Mit dem Modellversuch in Reutlingen will das Projekt „Schritt halten“ zeigen, dass das Otago-Trainingsprogramm auch in Deutschland erfolgreich umsetzbar ist. Damit soll der Weg geebnet werden, dass in Zukunft möglichst viele Senioren in ganz Deutschland die Möglichkeit erhalten, mit dem Otago-Programm aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun.