Hilfsnavigation: Sprung?

Methodik

Zielsetzung / Beschreibung

Gesamtziel des Vorhabens ist die Reduktion von Stürzen und sturzbedingten Verletzungen bei älteren Menschen. Dies soll erreicht werden durch die Steigerung der körperlichen Gesamtaktivität, Beeinflussung des Bewusstseins sowie durch Schaffung bewegungsfreundlicher Umgebungen. Entsprechende Maßnahmen und Umsetzungsstrategien sollen im Verlauf des Projekts mittels eines partizipativen Ansatzes entwickelt werden. Lokale Akteure wie auch ältere Bürger sollen sich daran aktiv beteiligen. Durch dieses Vorgehen soll erreicht werden, dass die Maßnahmen sich gut in die Strukturen der Interventionsregion einfügen, bestehende Aktivitäten und Netzwerke genutzt und gestärkt werden und damit eine möglichst große Nachhaltigkeit geschaffen wird.

Eine übergeordnete Lenkungsgruppe ist für grundsätzliche Entscheidungen, wie z.B. die Priorisierung von Inhalten, zuständig. In themenbezogenen Ideengruppen sollen Inhalte und mögliche Handlungsansätze erarbeitet werden. Praktisch umgesetzt werden ausgewählte Ideen dann in Projektgruppen.

Vorgehensweise

  • Erste Initiierungsgespräche mit der Kommune (Verwaltungsbürgermeister und Abteilung für Ältere), der größten Krankenkasse AOK sowie dem Geriatrischen Schwerpunkt des Kreisklinikums. Nach positiven Rückmeldungen und der signalisierten Teilnahmebereitschaft am Projekt wurde Reutlingen als Interventionskommune festgelegt.
  • Auswahl und Kontaktierung der wichtigsten Entscheidungsträger in der Kommune. Vorstellung des Projekts, Einladung zur Teilnahme an der Lenkungsgruppe.
  • Planung und Durchführung der Ideengruppen
  • Initiierung ausgewählter Projekte in Projektgruppen

Beteiligte Akteure und deren Aufgaben
Lenkungsgruppe:

Zuständig für grundsätzliche Weichenstellungen, wie z.B. die Priorisierung von Inhalten sowie die Auswahl der Implementierungsstrategien. Dieses Gremium besteht aus den wichtigsten lokalen Entscheidungsträgern:

  • Kommune (Verwaltungsbürgermeister, Abteilung für Ältere, Sportamt)
  • Krankenkassen (AOK, BoschBKK)
  • Geriatrischer Schwerpunkt
  • Kreisärtzeschaft, Kreisgesundheitsamt
  • Arbeitsgemeinschaft der lokalen Sportvereine
  • Wohnungsbaugenossenschaft
  • Kreisseniorenrat
  • Vertreter der Wohlfahrtsverbände und der ambulanten Dienste
  • Volkshochschule

Ideengruppen:

Erarbeitung und Diskussion von Inhalten und möglichen Handlungsansätzen. Verschiedene Ebenen und Bereiche sollen beteiligt sein: (1) Senioren selbst, (2) Personen, die direkt professionell oder ehrenamtlich mit Senioren arbeiten und (3) lokale Experten, die einen guten Überblick über Angebote und Strukturen im jeweiligen Themengebiet haben. Die Themen sind:

  • Bewegungsangebote
    Teilnehmer: Vereine, Sportkreis, DRK, Krankenkassen, Kirchengemeinden, Abteilung für Ältere/Kommune
  • Gesundheitswesen
    Teilnehmer: Physiotherapie, Geriatrischer Schwerpunkt, Krankenkassen, Ärzteschaft, Sanitätshäuser, Apotheken, Pflege
  • Menschen mit Pflege- und Hilfsbedarf
    Durchgeführt im Rahmen einer kommunalen Pflegekonferenz. Teilnehmer u.a: ambulante und stationäre Pflegedienste, Krankenkassen, Abteilung für Ältere/Kommune, Geriatrischer Schwerpunkt, Pflegestützpunkte, Ärzteschaft
  • Wohnen
    Teilnehmer: Architektin, Haus und Grund - Eigentümerschutzgemeinschaft, Abteilung für Ältere/Kommune, ehrenamtliches Netzwerk Wohnberatung, Ergotherapie
  • Social Marketing
    Teilnehmer: Externe Experten aus dem Medienbereich
  • Stadt- und Verkehrsplanung/ÖPNV
    Teilnehmer: Ergotherapie, ehrenamtliches Netzwerk Wohnberatung, Stadtverkehrsgesellschaft, Verkehrswissenschaftler, Abteilung für Ältere/Kommune, Verkehrsentwicklung & Stadtplanung/Kommune, Bürgerschaftlich Engagierte

Projektgruppen:

Die von der Lenkungsgruppe priorisierten Umsetzungsstrategien werden in Form von Projekten umgesetzt. Diese können im Detail im „Baukasten“ eingesehen werden (z.B. Webbasierte Übersicht über Bewegungsangebote, Schulungskonzepte für verschiedene Zielgruppen, Aktionstag Bewegung im Alter, Plakataktion und Pressearbeit).

Ergebnisse

Es wurden 5 Lenkungsgruppentreffen durchgeführt. 6 Ideengruppen trafen sich jeweils einmal. Die gesammelten sowie die umgesetzten Ideen sind in Form eines "Baukastens" unter dem Navigationspunkt "Dokumentation" zu finden.

Erfahrungen / Empfehlungen

Insgesamt erfuhren das Projekt und die enge Beteiligung der Akteure vor Ort in das Projekt eine sehr positive Resonanz. Die Entwicklung möglicher Handlungsoptionen in den Ideengruppen kann grundsätzlich weiterempfohlen werden. Gestartet werden sollte jedoch mit einer eher geringeren Anzahl an Ideengruppen/Themenfeldern. Auf Grund eingeschränkter Personalkapazitäten und der vorgegebenen Projektlaufzeit konnten einige Themengebiete (z.B. Stadt- und Verkehrsplanung, Wohnen, Zugangswege zu MigrantInnen und sozial benachteiligten Gruppen) kaum bearbeitet werden.

  • Wichtig ist die Einbeziehung lokaler Entscheidungsträger in die Lenkungsgruppe. Allerdings wurden in den gemeinsamen Sitzungen eher allgemeine Stimmungsbilder gezeichnet. Richtungsweisende Entscheidungen und Zusagen erfolgten eher in bilateralen Gesprächen. Die Lenkungsgruppe äußerte den Wunsch die regelmäßigen Treffen auch über die Projektlaufzeit hinaus beizubehalten.
  • Um die lokalen Akteure, Organisationen und Institutionen zur Kooperation zu motivieren und die Relevanz des Themas zu verdeutlichen, eignen sich persönliche Treffen und Gespräche besser als postalische oder telefonische Erstkontaktaufnahmen.
  • Eine Vielzahl der Strukturen basiert auf ehrenamtlichem Engagement. Dieser Personenkreis verfügt jedoch über nur eingeschränkte Zeit- und Handlungskapazitäten. Auf Grund dessen wirkt sich die Beteiligung hauptamtlich Beschäftigter, die über eine gewisse Handlungsbefugnis verfügen, positiv aus.
  • Drei Ideengruppen konnten nicht durchgeführt werden: (1) Zugangswege zu MigrantInnen und sozial benachteiligten Gruppen, (2) Einzelhandel sowie (3) ein Kleinprojekt im Rahmen eines Quartiersansatzes. Gründe hierfür waren geringe Zeit- und Personalkapazitäten, andere thematische Schwerpunkte sowie fehlendes Interesse der lokalen Akteure.
  • Bei der Durchführung der Ideengruppen sollten die Teilnehmer explizit darauf hingewiesen werden, frei und kreativ zu denken ohne sich von Finanzierungs- oder Machbarkeitsfragen gedanklich beeinflussen zu lassen.
  • Die Projektgruppen benötigten enge Begleitung und Federführung seitens der Projektmitarbeiter, um Aktivitäten und Prozesse zu initiieren und umzusetzen. Hier erfolgte oft wenig Eigeninitiative. Zudem sollte stets ein verantwortlicher Ansprechpartner vorhanden sein, der die Initiative übernimmt und Aktivitäten anleitet.