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Tai Chi, die Kunst sich richtig zu bewegen

Der chinesische Volkssport erlangt auch in westlichen Kulturen zunehmend Beliebtheit.

Tai Chi, auch „inneres Boxen“ genannt, wurde ursprünglich als Kampfkunst entwickelt und diente damit der Verteidigung vor physischen Angriffen. Das „Innere“ bezieht sich dabei auf „Chi“, ein Konzept der traditionellen chinesischen Medizin, welches auch der Akupunktur zugrunde liegt und beschreibt eine Lebensenergie, welche man durch Training und Meditation trainieren und beherrschen lernen kann. Während es für dieses Konzept keine wissenschaftliche Grundlage gibt, kann man auch heute noch bei genauerer Betrachtung erkennen, dass die Bewegungen Angriff und Verteidigung dienen. Im Laufe der Zeit haben sich in verschiedenen Regionen von China zahlreiche Stile des Tai Chi entwickelt. Schon früh wurden die positiven Auswirkungen von Tai Chi auf die Gesundheit der Menschen entdeckt. In China werden die Bewegungsabläufe heute vor allem vorbeugend zur allgemeinen geistigen und körperlichen Gesunderhaltung praktiziert und sind mittlerweile so verbreitet, dass Tai Chi als Volkssport bezeichnet werden kann.

Tai Chi, geeignet für alle

Tai Chi besteht aus langsamen, fließenden, aufeinanderfolgenden Abläufen von Bewegungen, welche nach etwas Übung mit der Atmung synchronisiert durchgeführt werden. Bei den Bewegungsabläufen handelt sich um kleine und große Bewegungen, welche Rotationen von Körperteilsegmenten sowie Flexions- und Extensionsbewegungen von Hüfte und Extremitäten einschließen. Das Körpergewicht wird permanent verlagert, so dass ein Wechsel von Be- und Entlastung entsteht. Die Stellungen beinhalten weites Stehen ebenso wie Einbeinstände. Der Praktizierende muss seinen Körperschwerpunkt kontrollieren, um sich stabil und sicher bei gleichbleibend langsamer Geschwindigkeit zu bewegen. Bewegungen wurden zu sogenannten Formen zusammengeführt, deren Ausführung von wenigen Minuten bis zu eineinhalb Stunden dauern können.

Tai Chi kann in jedem Alter und gesundheitlichen Zustand praktiziert werden, solange der Praktizierende in der Lage ist aufrecht zu stehen. Die Ansprüche an Material, Technologie und Größe der Trainingsfläche sind sehr gering. Die Übungen lassen sich an individuelle Gegebenheiten leicht anpassen. Die Möglichkeit, Übungen mit erhöhtem Körperschwerpunkt und kurzer Ausführungsdauer zu wählen, schaffen die Möglichkeit, Tai Chi auch bei gebrechlichen älteren Menschen anzuwenden. In den fließenden Abläufen kommt es zu keiner übermäßigen Belastung der Gelenke.

Tai Chi und Gleichgewicht

Die Fähigkeit des Menschen, seinen Körper in Ruhe und Bewegung im Gleichgewicht zu halten, reduziert sich durch natürliche und krankheitsspezifische Prozesse im Verlauf des Alterns. Deshalb sind kontrollierte Bewegungen des Körperschwerpunkts, ein reduzierter Einsatz der Arme zur Gleichgewichtssicherung und die Verringerung der Unterstützungsfläche wichtige Bestandteile eines effektiven Gleichgewichtstrainings.

Diese Merkmale finden sich in vielfältiger Form in den Bewegungsabläufen des Tai Chi, so dass seit mehreren Jahren ein großes Interesse an einem möglichen Nutzen des Tai Chi für die Gleichgewichtsschulung besteht. Als gesichert kann heute gelten, dass das Tai Chi das statische und das dynamische Gleichgewicht verbessert.

Aufgrund der langsamen Bewegungsgeschwindigkeit und bewussten Bewegungsausführung werden die Abläufe des Gehens verbessert. Außerdem schult die regelmäßige Verlagerung des Körperschwerpunktes in drei Dimensionen die Fähigkeit zur Gleichgewichtserhaltung. Hinzu kommt, dass Tai Chi die Fähigkeit des Körpers verbessert, einzuschätzen, in welcher Position sich einzelne Körpersegmente befinden, ein Prozess der Propriozeption genannt wird. Auch diese Rückmeldung dient dem Erhalt des Gleichgewichts und der Vermeidung von Verletzungen. Darüber hinaus wird durch Tai Chi-Training die Kraft der Beine verbessert, was sich günstig auf Alltagsbewegungen, wie beispielsweise das Aufstehen aus einem Stuhl, auswirkt.

Tai Chi gegen Sturzgefahr

In den vergangenen Jahren konnten zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die oben genannten und andere Risikofaktoren, die im Alter häufig zu Stürzen führen, verbessert werden können. Darüber hinaus konnten qualitativ hochwertige Studien zeigen, dass durch regelmäßiges Tai Chi-Training über mindestens drei Monate die Anzahl der Stürze von älteren Menschen reduziert werden konnte. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Untersuchung veröffentlicht, die diesen Nutzen insbesondere auch bei Parkinson-Patienten aufzeigen konnte.

Anmerkung

Tai Chi in Reutlingen

Auch in Reutlingen gibt es Angebote zu Tai Chi. Die Volkshochschule bietet verschiedene Kurse an. Eine Möglichkeit zum Schnuppern gibt es ab dem 3. Juni, immer dienstags und sonntags, zwischen 9 und 10 Uhr in der Pomologie (Programm im Park).