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„Das Leben besteht in der Bewegung“

– verkündete bereits Aristoteles

Vereine, Organisationen und Gruppen in Reutlingen waren aufgerufen beim Aktionstag Bewegung im Alter, sich und ihre Angebote für Senioren der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Resonanz auf die Einladung zu diesem Tag war groß, so dass ein buntes und vielfältiges Programm zusammengestellt werden konnte. Zu Beginn begrüßten Verwaltungsbürgermeister Hahn und Projektleiter Prof. Becker die Besucher. Die Senioren-Stepptanzgruppe „Golden Tappers“ der Rainbow Dance Factory sorgte für einen stimmungsvollen Auftakt und machte den Zuschauern Lust auf Bewegung.

Besonderes Highlight war der Besuch von Johanna Quaas aus Halle, die als die älteste aktive Turnerin der Welt ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Im Interview erzählte sie, dass auch sie mit Altersbeschwerden zu kämpfen habe. Trotzdem sei Bewegung ihr Rezept für Gesundheit und Wohlbefinden: „Für Sport ist man nie zu alt, man muss ihn halt an das Alter anpassen“, erklärte die 87-Jährige und gab hierfür mit Handstand und Radschlag auf der Turnbank beeindruckende Beweise.

Abgeschlossen wurde das Rahmenprogramm vom Vortrag von Prof. Schlicht aus der Universität Stuttgart. Dieser referierte über Möglichkeiten und Grenzen einer Kommune, die körperliche Aktivität der älteren Bewohner zu fördern.

Ein buntes Mitmachprogramm als Mittelpunkt des Tages

Die Angebote waren vielfältig: klassische Gymnastik, Tanz zu verschiedenen Rhythmen, Tischtennis, Yoga, Rehasport oder Karate – es gab für jeden etwas zum Anschauen und Ausprobieren. Trotz, oder gerade wegen des regnerischen Wetters fanden zahlreiche Besucher den Weg ins Matthäus-Alber-Haus und in die Volkshochschule. Die VHS-Übungsleiterin Nicola Schempp konnte sogar trotz Nieselregens einige Mutige zum Nordic Walking im Freien motivieren. Für neue Eindrücke und überraschte Gesichter sorgten auch traditionelle Kampfsportarten wie Karate. „Die haben da plötzlich geschrien und dann ging’s los“, erzählte ein Besucher mit einem Augenzwinkern. Aber auch die Übungsleiter waren gespannt, was der Tag für sie bringen würde. Karin Luthner vom DRK blickte bereits in die Zukunft: „Ich hoffe, dass nach dem Aktionstag der ein oder andere so Lust bekommen hat und sich unserer Gymnastikgruppe anschließen möchte“.

Bewegung macht auch bei körperlichen Einschränkungen Sinn

In den Rehasport-Schnupperkursen standen die Übungsleiter für Fragen stets zur Verfügung und zeigten, dass es sich auch mit Vorerkrankungen und körperlichen Einschränkungen üben lässt und man sehr von den Bewegungsangeboten profitieren kann. Vorgestellt wurden Bewegungsgruppen für Menschen mit Atemwegserkrankungen, Knie- und Hüftbeschwerden, Osteoporose, Parkinson und Diabetes. Relativ neu im Bewegungsprogramm des DRK ist die Gruppe „Bewegung für Demenzkranke und Angehörige“. Neueste Studien zeigen, dass gerade bei Demenzerkrankten Bewegung ein wichtiger Baustein ist, um körperliche und geistige Aktivität zu erhalten. Und insbesondere bei einer Erkrankung, die oft mit Scham und Einsamkeit besetzt ist, spielt die Geselligkeit in der Gruppe eine wichtige Rolle. So hat sich Übungsleiterin Christel Meixner sehr über die rege Beteiligung gefreut und hofft, dass viele Familien mit Demenzkranken ermutigt werden konnten, ihr Gruppenangebot wahrzunehmen.

Ergotherapieschülerinnen testen und beraten

Rund 50 Senioren ließen ihre Fitness testen. Die Ergebnisse wurden dann mit Durchschnitts-werten verschiedener Altersgruppen vergleichen. „Getraut haben sich eher die rüstigen und aktiven Senioren. Für sie war es ein wichtiger Motivationsfaktor an den Ergebnissen zu sehen, dass sich die Aktivitäten der vergangenen Jahre gelohnt haben“, resümiert die Dozentin der Ergotherapieschule Sonja Gottwald.

Wer sich an die neuen Medien wagen wollte, hatte mit Lars Schwickert vom Robert-Bosch-Krankenhaus die Möglichkeit, moderne Computerspiele zu testen. Generationenübergreifend ging es in der Cafeteria zu. Wer sich nach den Schnupperangeboten und einem Rundgang durch die Infostände erholen wollte, wurde hier von den Schülerinnen und Schülern der Gerhart-Hauptmann-Schule mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen verwöhnt.

Senioren unter sich: Hemmungen werden abgebaut – man traut sich doch

„Ha, wenn man sieht, dass die anderen um einen herum auch schon älter sind und nicht mehr so sicher auf den Beinen, dann denkt man eher: da kann ich auch noch mitmachen“, resümierte eine Besucherin. Es wurde besonders positiv wahrgenommen, dass eine Veranstaltung gezielt für Senioren geplant wurde und ältere Menschen nicht wie so oft Teil eines Ganzen sind und fürchten müssen, nicht mehr mithalten zu können. Eine andere Teilnehmerin, die ein Yoga-Angebot testete, sagte ganz treffend: „Besonders gefallen hat mir, dass immer verschiedene Übungsvarianten vorgestellt wurden. Da konnte wirklich jeder mitmachen“.

Gefördert wurde der Aktionstag von der Stiftung "Dienst am älteren Menschen" der Kreissparkasse Reutlingen, welcher wir hier nochmals großen Dank aussprechen möchten. Weiterhin wird ein solcher Tag aber nur durch die gute Zusammenarbeit und Vernetzung der vielen Reutlinger Vereine, Institutionen und auch privater Gruppierungen ermöglicht. Gemeinsam zeigten sie, dass ältere Menschen bei ihnen in Bewegung kommen und in den Gruppen willkommen sind. Das Fazit aller Beteiligten war überaus positiv und die Veranstalter wollen auch in Zukunft noch weiter eng zusammenarbeiten.

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